Italienischer Frühbarock

Francesca Caccini (1587-1645) – Florenz und die erste Oper einer Frau

Auch Frauen hatten im Zuge der kulturellen Blütezeit in Norditalien Möglichkeiten als Sängerinnen und Komponistinnen zu wirken. Besonderes Talent darin zeigte der Sprössling Francesca der Musikerfamilie Caccini. Ihr Vater unterrichtete sie früh in Gesang und Komposition. Zudem waren ihre früh verstorbene Mutter als auch ihre Stiefmutter Margherita Sängerinnen. So traten die Caccinis als singende Familie regelmäßig öffentlich auf. Bald schon rissen sich verschiedene Adelshäuser darum, Francesca mit ihrer schönen Stimme und gutem Aussehen an ihre Höfe zu holen; darunter auch Heinrich der IV. von Frankreich, zu dessen Hof in Paris die Familie Caccini tourte. Francesca entschied sich letztendlich für den Hof der Medici, was sich für sie auszahlen sollte: Mit 26 Jahren war sie die produktivste Komponistin der Monodie und in den 1620er die höchstbezahlteste Musikerin am Hofe.

Zugute kam ihr, dass Maria Magdalena von Österreich für ihren minderjährigen Sohn regierte. Und das ist Francesca Caccinis Moment: Die Sterne stehen so günstig für sie wie nie. Sie bekommt von Maria Magdalena den Auftrag, eine Oper für einen feierlichen Empfand des polnischen Prinzen Wladislaw Sigismund zu komponieren: „La Liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina“ ist eine festliche Oper um den Ritter Ruggiero, der dank einer guten Zauberin von der verwunschen Insel der bösen Zauberin Alcina loskommt. Am Ende der Oper Caccinis gibt es ein triumphales Pferdeballett mitten auf der Bühne. Das Werk und die vokale Sammlung vokaler Werke „II Primo Libro delle Musiche a una e due voci“ werden verlegt, anders als ihre meisten vornehmlich vokalen Werke und Ballette, die verschollen sind.

Francesca Caccini war zweimal verheiratet: 1607 mit dem Sänger, Instrumentalisten und Komponisten Giovanni Battista Signorini und nach seinem Tod mit dem wohlhabenden Aristokraten Tomaso Raffaelli aus Lucca 1627. Sie hatte aus diesen Ehen eine Tochter und einen Sohn.

Florenz zur Zeit der Medici

Das toskanische Florenz ist in seiner Blütezeit: Die Medici-Dynastie entfernt sich immer mehr von dem kirchlichen Diktat und der Verordnung der Päpste, dass Frauen nicht singen sollten. Sie fördert mit neuem Selbstbewusstsein Natur- und Geisteswissenschaften, sowie Kunst, Malerei und Musik. Hier steht dem Florentiner nach den polyphonen Kirchengesängen der Renaissance aus dem franko-flämischen Raum der Sinn endlich nach etwas Neuem, Eigenem. So tun sich Dichter, Philosophen und Musiker zusammen und gründen Ende des 16. Jhds. die sogenannte „camerata fiorentina“. Das Ziel: Das Wiederaufleben der griechischen Tragödie und des Sologesangs. Es entsteht die Monodie, ein einstimmiger Gesang mit basso continuo-Begleitung und später die Oper. Vincenco Galilei, der Vater des Galileo und Giulio Caccini, der Vater von Francesca Caccini sind Mitglieder der „camerata fiorentina“.

“La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina”

Pro Musica Camerata

Klangbeispiele

Ciaccona

Luigi Cozzolino, violino; Andrea Benucci, chitarra; Alfonso Fedi, clavicembalo; Francesco Tomei, viola da gamba